Geschichte des Silken Windsprite

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Die Geschichte und der Ursprung des Silken Windsprite sind geprägt von Mythen und Unwahrheiten. Bis heute ist nicht geklärt wie genau die Zucht in den Anfangsjahren, ab 1958, verlief. Sicher wissen wir allerdings, dass der Silken Windsprite aus den Rassen Whippet, Sheltie und Barsoi entstanden ist.

Bereits um 1800 gab es kleine, schlanke und hochbeinige Hunde mit längerem Fell.
Das belegen zahlreiche Gemälde, Kunstwerke und Schriftstücke aus früheren Zeiten. Zum Beispiel „Book of the Hunt“ von Gaston Phoebus (15. Jh) oder „The new book of the dog“ von Robert Leighton (1859 – 1934). Besonders interessant ist aber die Statue von „Lisetta“, der Lieblingshündin der Zarin Katharina der Großen. Das Abbild wurde 1766 von Meissens bestem Porzellankünstler Johann Joachim Kändler originalgetreu gefertigt und sieht einem Silken Windsprite zum Verwechseln ähnlich.

Unsere heutigen Silken Windsprites stammen ohne Zweifel vom Whippet ab, der 1890 als Rasse anerkannt wurde, jedoch in seiner Form schon um 1500 auftauchte. Der Whippet geht aus Kreuzungen von Greyhound, italienischem Windspiel und verschiedenen Terrierrassen hervor, weshalb es ursprünglich auch zwei Haarvarianten gab – kurzhaarig und rauhaarig. Rauhaarige Whippets waren allerdings weniger verbreitet und beliebt, sodass die Population der 1929 einsetzenden Weltwirtschaftskrise zum Opfer fiel und ausstarb. Belege für ihre frühere Exsistenz gibt es reichlich: Roderich vom Sachsenwald, Primus Sagitta, Bosko Bielaja und andere.

Eine langhaarige Variante des heute anerkannten Whippet gab es jedoch nie!

Der US-Amerikaner Walter A. Wheeler Jr. (*1924 – † 2013) gilt als Wiederentdecker der kleinen langhaarigen Windhunde. Er gründete 1958 seinen WINDSPRITE-Kennel, nachdem er behauptete in anderen amerikanischen Zuchtstätten erste langhaarige Whippets gesehen zu haben.

Laut seinen Aussagen fand er immer mehr Whippets mit etwas längerem Haar und verpaarte sie miteinander. Wheeler erklärte, seine englische und amerikanische Championhündin Hillgarth Shot Silk of Pennyworth hätte von Natur aus eine „Löwenmähne“ und einen „Eichhörnchenschwanz“ und müsse vor jeder Show getrimmt werden. Sie ist die Stammhündin seiner Zucht.

Tatsächlich kann es von Zeit zu Zeit in der Hundezucht passieren, dass das Erbe aus der Entstehungsgeschichte einer Rasse wieder zu Tage kommt oder spontane Mutationen entstehen. Man ging damals davon aus, dass bei der Entstehung des Whippets auch britische Jagdhunde wie Spaniels eine Rolle spielten, welche ein längeres, seidiges Fell besitzen.

Walter Wheeler mit Windsprite Frost Knight (*1985)
Walter Wheeler mit „Rocket“ (*1985)

So kam es, dass die von Wheeler gezüchteten langhaarigen Hunde zunächst vom American Whippet Club als reinrassige Whippets ins Zuchtbuch eingetragen wurden und auf Ausstellungen präsentiert werden konnten.

Nach einer eingehenden Untersuchung eines Expertenkomitees in den Jahren 1982 und 1983, bestehend aus langjährigen Whippet-Züchtern, Historikern und Genetikern, wurde jedoch festgestellt, dass sich Wheelers langhaarige Hunde nicht nur aufgrund ihres dichten Fells in wesentlichen Punkten vom weltweit bekannten Whippet unterschieden.

Erfahre mehr über den Ausschuss des American Whippet Club zur Untersuchung des Zuchtexperimentes von Walter Wheeler:

Das Komitee empfahl diese Hunde nicht weiter eine langhaarige Varietät des Whippet zu nennen, sondern sie als seperate Rasse zu betrachten. In der Folge wurden 45 Würfe sowie 82 einzelne Hunde dieser Zuchtlinien aus dem Stammbuch des Amerikanischen Whippet Club gestrichen. Wheeler wurde aus dem Club ausgeschlossen. Außerdem wurde der Whippet-Standard geändert, um künftig langhaarige Hunde auf den Ausstellungen zu disqualifizieren und vom Zuchtgeschehen fernzuhalten.

Viele Jahre später wurde bei Wheelers langhaarigen Hunden der damals erst entdeckte MDR1-Gendefekt festgestellt. Dieser Gendefekt kommt beim reinrassigen Whippet niemals vor, wohl aber bei einigen britischen Hütehunden wie zum Beispiel dem Shetland Sheepdog. Da Wheeler vor dem zweiten Weltkrieg Shelties gezüchtet hatte galt als erwiesen, dass seine Hunde durch eine Kreuzung aus Whippet und Shetland Shepdog entstanden sein mussten.
Jedoch erst durch heute mögliche DNA-Tests konnte erwiesen werden, dass der Silken Windsprite urspünglich aus den Rassen Whippet, Sheltie und Barsoi entstanden ist.

Bereits 1981 gründete Wheeler gemeinsam mit anderen Liebhabern dieser neuen Rasse die Longhaired Whippet Association (LWA). Die amerikanische Züchterin Michelle Henninger kaufte 1993 einige Hunde von der LWA und gründete 2001 den International Longhaired Whippet Club (ILWC). 1987 kamen die ersten kleinen langhaarigen Windhund von Walter Wheeler nach Europa, genauer gesagt in die Schweiz. Es waren die Hündin Maya von Wildfeuer und der Rüde Mischa von Wildfeuer. Im Jahr 2001 importierte eine Whippetzüchterin den ersten Vertreter dieser Rasse nach Deutschland – Claybrook Golden Nugget. Schon 2002 kamen zwei weitere Hunde nach Deutschland, Claybrook Angel Fire und Claybrook Zarah Leander, beide trächtig von Windsprite Snowy Pal, um den Grundstein für die deutsche Zucht zu legen. 2004 wurde der Silken Windsprite Club (SWC) gegründet.

Trotz der bekannten und unbestreitbaren Einkreuzungen von anderen Rassen beharren manche Züchter weiterhin auf dem Namen „Langhaar Whippet“ oder „Longhaired Whippet“, was gerne den Eindruck erweckt, diese Hunde seien nur eine langhaarige Varietät des Whippet. Viele Züchter in Europa und auch in Amerika sind jedoch der Meinung, dass diese Hunde, nicht nur aufgrund ihrer Historie und des sich deutlich vom Whippet unterscheidenden Wesen, eine eigenständige Rasse darstellen und so auch einen eigenen Namen verdienen.

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Walter A. Wheeler Jr. selbst gab seinen langhaarigen Hunden, in Anlehnung an seinen Kennel-Namen, den Kosenamen Silken Windsprite (zu deutsch: Seidiger Windkobold). Als jedoch eine Züchterin anfing seine langhaarigen Hunde mit anderen Rassen zu kreuzen und diese ebenfalls Silken Windsprites nannte, distanzierte sich Wheeler von dem selbst kreierten Namen.

Dadurch wollte er die Reinrassigkeit seiner „Longhaired Whippets“ betonen, denn bis zuletzt beharrte Wheeler darauf niemals Fremdrassen eingekreuzt zu haben.

Aufgrund der Differenzen über den Rassenamen, aber auch wegen persönlicher Streitigkeiten zwischen einzelnen Züchtern, gibt es in Deutschland heute zwei Rasseclubs. Der Silken Windsprite wurde Ende 2014 vom VDH national anerkannt. Inzwischen wird die Rasse von den nationalen Kennel Clubs in der Tschechischen Republik, Slowakei, Ungarn, Deutschland und Österreich betreut.

2017 erklärte der amerikanische Verband ILWC die offizielle Umbenennung der Rasse von „Longhaired Whippet“ in „Windsprite“. Seither heißt auch der Verband International Windsprite Club. Nach dem zeitgleichen Zusammenschluss mit der LWA ist der IWC der einzige rassebetreuende Verein in den USA und Kanada.

Maike Müller

Hallo, ich bin Maike. Auf GoldenMerlo blogge ich über Pflege, Ernährung, und Gesundheit von Hunden und teile Tipps, Lifehacks und einfache DIYs rund um den Hund. Außerdem erfährst Du hier alles Wissenswerte über die seltene Windhundrasse Silken Windsprite und die vier Rüden Merlin, Calisto, Cooper und Bonsai.