Zweithund – eine gute Idee?

Dieser Artikel ist Teil der miDoggy Parade im März zum Thema Zweithund – eine gute Idee?

Über die Frage: „Zweithund, ja oder nein?“ bin ich bekanntlich schon lange hinaus. Bereits im Dezember 2013 zog mit Calisto Hund Nummer 2 bei uns ein und vier Jahre später kam mit Cooper Hund Nummer 3. (Nicht zu vergessen natürlich Paula, Familienhund und damit Nummer 1 ½)

Generell scheint die Frage „Zweithund, ja oder nein?“ unter Windsprite-Besitzern eher rhetorischer Natur zu sein. Als Aktive in dieser Szene und im Silken Windsprite Club kenne ich eine Menge Windsprite-Besitzer. Und wie viele haben nur einen ausgewachsenen Hund?! Mir fällt spontan niemand ein.

Achtung: Silken Windsprites machen süchtig.

Der Fachbegriff dafür lautet „Multiples Windsprite Syndrom“. Das ist nicht heilbar und hochansteckend 😉 Mit dem Kaufvertrag für den ersten Windsprite unterschreibt man quasi schon für den zweiten, der im Idealfall zwei bis drei Jahre später einzieht.

Silken Windsprite Rüden unter sich (auf dem Silken Windsprite Club e.V, Jahrestreffen)

Warum ist das so?

Die einfache Erklärung lautet: Silken Windsprites sind wundervoll.
Damit ist eigentlich schon genug erklärt, oder?

Es ist nicht ganz so leicht die Faszination für diese Hunde in Worte zu fassen. Sie haben so viele Facetten und Charakterzüge. Jedes Individuum ist anders und doch sind sie alle so ähnlich. Sie sind sensibel, zart, einfühlsam, verspielt, witzig, lebenslustig, eigensinnig, dickköpfig, verständnisvoll.
Sie machen die Welt zu einem besseren Ort. Wer ihnen einmal verfallen ist,  kann sich dieser Faszination nicht mehr entziehen.

Gerade auf den Jahrestreffen des Silken Windsprite Club e.V. kann man beobachten wie toll diese Hunde mit ihresgleichen harmonieren. Wie toll sie miteinander spielen, wie viel Freude sie an der Gesellschaft von anderen Silken Windsprites haben. Fröhlich grinsende und absolut zufriedene Silken Windsprites – das möchte man gerne auch jeden Tag zuhause haben.

Zweithund = Hundefreund

Zwar bin ich der festen Überzeugung, dass man sich in erster Linie für sich selbst einen weiteren Hund anschaffen sollte, doch natürlich gehört die Idee dazu, dem Ersthund einen Freund zur Seite zu stellen:

[su_quote]Sie liegen zusammen im Körbchen, kuscheln, putzen sich die Öhrchen, spielen zärtlich miteinander, passen auf sich auf. Der Ersthund erzieht den Welpen mit und ist ihm ein gutes Vorbild. [/su_quote]
Das ist die Idealvorstellung, doch manchmal ist es nicht so offensichtlich.

Merlin und sein Sohn Cooper

Bei Merlin und Calisto gibt es kein Kuscheln, kein Ohren putzen und die Spiele beschränken sich auf „Hasen jagen“ (Calisto ist der Hase!) beim Spaziergang. Dennoch profitieren sie stark voneinander. Sie geben sich gegenseitig Sicherheit, vermissen sich, wenn der andere nicht da ist und stecken gemeinsam ihr Revier ab. Und das, obwohl Merlin zu Anfang überhaupt nicht begeistert war von dem neuen Familienmitglied.
Mit Cooper kam dann doch der Kuschel-Buddy, besonders für Calisto – die zwei sind unzertrennlich und Calisto ist eine richtige Nanny für Cooper. Er teilt das Körbchen und lässt sich geduldig die langen Ohrflusen abkauen.

Mit jedem weiteren Hund ändert sich die Dynamik im Rudel. Mitunter lernt man ganz neue Seiten an seinen Hunden kennen. Und es dauert ein bisschen, bis sich alles einspielt. Zu Problemen mit der Rangordnung kommt es beim Silken Windsprite eher selten, dank ihrer sozialen Art. Selbst mehrere Deckrüden kann man zusammenhalten, wenn das auch ganz eigene Herausforderungen mit sich bringt.

Eine strenge Rangordnung wird bei uns nicht gelebt. Alle Hunde teilen die gleichen, reichlich vorhandenen Schlafplätze und Spielsachen, alle dürfen aufs Sofa und jederzeit zum Kuscheln kommen. Das heißt aber nicht, dass immer alles harmonisch ist und man niemals eingreifen muss. Ich finde es sogar sehr wichtig in bestimmten Situationen einzugreifen, Ruhe reinzubringen, Alternativen für unerwünschtes Verhalten zu bieten und die Hunde individuell zu beschäftigen.

Mehrhundehaltung – alles rosarot?

Bei all den schönen und wundervollen Aspekten der Mehr-Windsprite-Haltung, sollte diese Entscheidung doch gut überdacht werden.

Natürlich macht ein zweiter und dritter Hund mehr Arbeit als einer.
Es entsteht mehr Schmutz, die Kosten sind höher für Futter, Tierarzt, Hundesteuer, Zubehör etc. und man hat gleich zwei- oder dreimal das Potenzial für Erkrankungen und Verletzungen und damit verbunden mehr Sorgen. Jeder Hund, auch ein Windsprite, kann eigene Verhaltensauffälligkeiten entwickeln und benötigt möglicherweise einzeln Training und Spaziergänge.

Vor kurzem hatten wir für einige Tage zusätzlich zu zwei erwachsene Hunde und einem Welpen noch einen Pflegehund, der nach einer schweren Operation absolute Ruhe brauchte, am liebsten aber den ganzen Tag spielen wollte. Der Welpe kann nicht alleine bleiben, der Pflegehund darf keine Sekunde mit den anderen Hunden alleine bleiben, beide müssen die Treppen hoch und runter getragen werden. Und nebenbei möchten alle noch ausreichend beschäftigt und bewegt werden.
Das bedeutet deutlich mehr Aufwand und Organisation als mit einem Einzelhund.

Hundebegegnungen

Windsprites sind sozial verträglich und verstehen sich mit den meisten anderen Hunden gut.
Das stimmt.
Und dennoch hat schon ein Windsprite alleine das Potenzial so ziemlich jeden anderen Hund beim Wettrennen alt aussehen zu lassen. Der Windsprite rennt entspannt über die Wiese, hat ein breites Grinsen im Gesicht und der andere hechtet hinterher, japst, mault und schreit.
Der Besitzer des anderen findet das meist lustig und auch praktisch („dann ist er nachher schön müde!“). Beim anderen selbst führt die deutliche Unterlegenheit aber auch mal zu Frust: Nachdem sich beide aus gerannt haben bekommt der Windsprite auf die Mütze.

Hundefreundin Lina ist müde-gespielt

Dieses Szenario multipliziert sich mit jedem weiteren Windsprite. Zwei oder drei Windsprites sind absolut in der Lage und willens dem anderen so richtig ihre Überlegenheit zu beweisen und entwickeln eine Spieldynamik, die frech und übermütig ist und nicht besonders nett dem anderen gegenüber. Solche Szenarien provozieren regelrecht eine Frustreaktion des anderen, wenn der nicht super wesensfest ist.

Erstaunlicherweise ist das in großen Gruppen von Silken Windsprites, wie bei den alljährlichen Clubtreffen, überhaupt kein Problem!

Unterwegs

Einen Silken Windsprite kann man praktisch überall mit hinmitnehmen. In die Stadt, ins Café oder ins Restaurant. Irgendwo ist immer ein kleiner Platz frei für einen Hund. Auch kaum ein Hotel verbietet das Mitbringen eines Hundes.
Bei zweien wird das alles schon ein bisschen komplizierter. Drei Hunde lässt man lieber gleich für ein paar Stunden zuhause und beim Urlaub muss man schon mal Abstriche machen, wenn man nicht sowieso ein Fan von Wohnwagen oder Ferienwohnung ist.

Wichtige Überlegungen vor dem Zweithund

  1. Ist der vorhandene Hund gut erzogen und vom Wesen gefestigt?
    Silken Windsprites schauen sich gerne Verhaltensweisen von ihren Hundekumpels ab. Probleme wie Erziehungsdefizite oder Ängstlichkeit verdoppeln sich so.
  2. Hast Du genug Platz für einen zweiten Hund?
    Mehr Hunde brauchen mehr Hundebetten und natürlich auch mehr Platz im Auto und ggf. im Büro.
  3. Kannst Du Dir einen zweiten Hund leisten?
    Die Kosten beschränken sich nicht auf Anschaffungspreis und Erstausstattung, auch wenn die Silken Windsprites meist sehr gesund sind. Hohe Tierarztkosten durch Unfälle müssen mit einkalkuliert werden, Futter, Hundesteuer, Versicherung ebenso.
  4. Hast Du genug Zeit für einen zweiten Hund?
    Individuelle Beschäftigung und Training sowie getrennte Spaziergänge sind zwischendurch wichtig und manchmal unvermeidlich. Auch die Pflege, bürsten, Krallen schneiden, baden und abtrocknen nach dem Matsch-Spaziergang dauern doppelt so lange.
  5. Ist die gesamte Familie mit dem zweiten Hund einverstanden?
    Gerade wenn als zweiter Hund ein Welpe hinzukommt, ist Organisation und Zusammenhalt innerhalb der Familie wichtig.
  6. Wer kümmert sich um zwei oder mehr Hunde, wenn Du es gerade nicht kannst?
    Während dem Urlaub, einem wichtigen Termin, einer Geschäftsreise oder einer Krankheit kann man einen Hund mal eben bei Freunden unterbringen. Bei mehreren wird das schon schwieriger.
  7. Hündin oder Rüde?
    Ein gemischtes Rudel mit nicht kastrierten Hunden ist eine Herausforderung. Und selbst, wenn man den zweiten Hund sowieso kastrieren lassen möchte, sollte man das so spät wie möglich tun. Zwei gleichgeschlechtliche Silken Windsprites harmonieren meist auch sehr gut miteinander.
Silken-Windsprite-Salat: 7 Rüden und alles bleibt harmonisch (auf dem Silken Windsprite Club e.V, Jahrestreffen)

Die Gewissensfrage

Bevor Calisto als Nummer 2 hier einzog hatte ich Sorge, ob ich beide Hunde gleich liebe könnte. Ob ich nicht Merlin immer am meisten lieben würde und Calisto wirklich „nur“ Nummer 2 sein würde.

Diese Sorge war absolut unbegründet.
Denn Liebe und Glück verdoppeln sich, wenn man sie teilt.

Was ist schöner als ein Hund? – Zwei Hunde!
Und was ist schöner als zwei Hunde? – Genau 🙂

Weitere interessante Links

http://dogs-magazin.de/wissen/alltag/einzeln-oder-im-rudel-so-lebt-es-sich-mit-einem-rudel-hunde/
http://dogs-magazin.de/wissen/alltag/einzeln-oder-im-rudel-ist-ein-einzelner-hund-die-optimale-begleitung/
http://www.lumpi4.de/darfs-noch-einer-mehr-sein/
http://www.lumpi4.de/gruppenleben/

Maike Müller

Hallo, ich bin Maike. Auf GoldenMerlo blogge ich über Pflege, Ernährung, und Gesundheit von Hunden und teile Tipps, Lifehacks und einfache DIYs rund um den Hund. Außerdem erfährst Du hier alles Wissenswerte über die seltene Windhundrasse Silken Windsprite und die vier Rüden Merlin, Calisto, Cooper und Bonsai.