Stiftung Warentest untersucht Nassfutter und Barf-Menüs für Hunde

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  • Beitrag zuletzt geändert am:1. Januar 2020

Stiftung Warentest hat in der neuesten Ausgabe Juni/2019 26 Nassfutter und 5 Tiefkühl-Fertigbarfmenüs unter die Lupe genommen. Das erschreckende Urteil: 9 der 31 Sorten fallen im Test mit „mangelhaft“ durch.

Unsere geliebten Vierbeiner möchten wir mit allem versorgt wissen, was sie zu einem gesunden und glücklichen Leben brauchen. Dazu gehört natürlich auch hochwertiges Futter, das ihren Bedürfnissen entspricht, gut vertragen wird und schmeckt. Viele Hundebesitzer verbringen viele Stunden mit Recherche, was nun das beste und bekömmlichste Futter ist. Neben der allgemeinen Frage, ob Nass- oder Trockenfutter, selbst gekocht oder roh, gibt es noch viel mehr zu beachten.

Was nun die beste Fütterungsart ist und welche Vor- und Nachteile es gibt, darüber streiten sich Hundebesitzer gerne. Einig sein sollten sie sich jedoch in einer Sache: Ein Hund muss mit allen wichtigen Nährstoffen, Vitaminen und Mineralien versorgt werden, um keine Mangelerscheinungen zu bekommen. Wieviel genau das ist, regelt die Richtlinie der NRC. Das ist eine Organisation, die anhand wissenschaftlicher Studien Bedarfswerte ermittelt und zusammenstellt.

Ein Fertigfutter, das als „Alleinfuttermittel“ gekennzeichnet ist, muss genau dieses Kriterium erfüllen: Der Hundebesitzer muss sich darauf verlassen können, dass ausreichend Nährstoffe enthalten sind. Anders ist das bei Produkten, die als „Ergänzungsfuttermittel“ gekennzeichnet sind. Hier muss der Hundebesitzer damit rechnen, dass der Bedarf nicht komplett gedeckt und Nährstoffe anderweitig hinzugegeben werden müssen.

Im Test: Alleinfuttermittel für Hunde

Hauptsächlich darauf hat Stiftung Warentest die 31 Fertigfutter getestet, denn sie alle sind als Alleinfuttermittel gekennzeichnet. Auch wurden die Sorten unter anderem untersucht auf Etikett und Werbeaussagen (ist drin, was drauf steht?), Schadstoffe (wie Blei, Arsen oder Quecksilber) und Keimbelastung.

Die 9 als mangelhaft bewerteten Sorten decken den Nährstoffbedarf eines Hundes bei weitem nicht, es fehlen etwa Kalzium, Phosphor, Jod, Kupfer, Zink, Vitamin A, B oder D. Eine chronische Mangelernährung kann weitreichende Folgen für den Hund haben. Ein Defizit von Kalzium und Phosphor kann zu Knochenschäden führen, zu wenig Vitamin A kann Augenprobleme hervorrufen, zu wenig Vitamin B begünstigt Herzkreislaufprobleme und Störungen des Zentralnervensystems, zu wenig Zink kann zu Hautproblemen führen, die Allergiesymptomen ähneln usw.

Das teuerste Produkt im Test liefert zehnmal so viel Kalzium wie nötig und zeigt die höchste Belastung mit schädlichem Kadmium. Ein weiteres teures Nassfutter wirbt mit Zutaten, die im Test nicht nachgewiesen werden können und ist zudem mit Blei belastet (was möglicherweise mit Munitionsrückständen im Wildfleisch zu erklären ist?).

Daneben bemängelt Stiftung Warentest bei 4 von 5 Barf-Menüs eine deutliche Keimbelastung und irreführende Werbeaussagen wie einem als „proteinreich“ bezeichneten Futter, das zu wenig Eiweiß enthält oder einem als „Allergikerfutter“ gekennzeichneten Produkt, dass außer dem deklarierten Pferd auch Huhn enthält. Ein Desaster für einen  Hund, der tatsächlich allergisch auf Huhn reagiert (sowie den Besitzer, der sich nicht erklären kann, warum sein Hund plötzlich auch auf Pferdefleisch reagiert!).

Die Diskrepanz zwischen aufgelisteten Fleischsorten und tatsächlich nachgewiesenen Tierarten zieht sich durch den ganzen Test. In vielen Dosen ist z.B. Schweinefleisch enthalten, ohne, dass es in der Zutatenliste auftaucht. Zur Abwertung beim Test führt das allerdings nur, wenn explizit mit nur einer Fleischsorte geworben wurde bzw. eine der aufgeführten Zutaten in der Dose fehlt.

Die auf der Verpackung abgedruckten Fütterungshinweise flossen ebenfalls in die Gesamtergebnisse mit ein. Etwa, ob die angegebene Tagesration den tatsächlichen Kalorienbedarf eines durchschnittlich aktiven Hundes entspricht, ob die Tabellen sowohl große als auch kleine Hunde berücksichtigen und weitere Hinweise zur Fütterung geben. Bei 19 getesteten Produkten waren die Fütterungshinweise mangelhaft oder nur ausreichend.

Das beste Hundefutter?

Das sind also die Kriterien, nach denen Stiftung Warentest die Hundefutter-Sorten untersucht und getestet hat. Im Detail hier nachzulesen. Die Testsieger mit Testurteil „Sehr gut“ sind allen voran Eigenmarken der Discounter, ab 59 Cent für eine Tagesration.

„Wie kann so billiges Futter Testsieger sein?“, fragen sich viele Hundefreunde in den sozialen Medien.
Haben die Hersteller hier tief in die Tasche gegriffen, um die Ergebnisse zu manipulieren? 

Wohl kaum.

Das müssen sie auch gar nicht. Sie müssen lediglich genau das aufs Etikett schreiben, was tatsächlich in der Dose drin ist und die gesetztlichen Vorschriften beachten. Nichts anderes hat Stiftung Warentest überprüft.

Stiftung Warentest hat NICHT die Qualität oder Herkunft der Rohstoffe getestet und bewertet. Auch nicht, wieviel Fleischanteil in der Dose ist oder wie sinnvoll eine Mahlzeit aus 7 Fleischsorten ist.

Für die Hersteller, die im Test schlecht abgeschnitten haben, dürfte es ein leichtes sein die Mängel in Zukunft abzustellen. Die meisten von ihnen müssten dafür noch nicht einmal etwas an der Rezeptur des Futters ändern, sondern lediglich das Wörtchen „Alleinfuttermittel“ in „Ergänzungsfuttermittel“ ändern und ggf. Werbeversprechen auf dem Etikett entfernen, die sie nicht einhalten können.

Alleinfuttermittel, die tatsächlich den Spagat zwischen ausgewogener Rezeptur und optimalem Nährstoffmix schaffen, gab es im Test übrigens auch. Wegen Defiziten in der Deklaration und bei der Fütterungshinweisen schafften es diese Marken nicht auf die vorderen Plätze, aber bekamen dennoch die Wertnoten „gut“ bzw. „befriedigend“.

Maike Müller

Hallo, ich bin Maike. Auf GoldenMerlo blogge ich über Pflege, Ernährung, und Gesundheit von Hunden und teile Tipps, Lifehacks und einfache DIYs rund um den Hund. Außerdem erfährst Du hier alles Wissenswerte über die seltene Windhundrasse Silken Windsprite und die vier Rüden Merlin, Calisto, Cooper und Bonsai.